Frau von Neumann-Cosel, was haben Wohnungsbaugenossenschaften davon, wenn sie sich für eine Schülergenossenschaft engagieren?
Sie profitieren in ganz vielen Bereichen. Dabei ist es durchaus ein gegenseitiges Geben und Nehmen. Ich sehe hier vor allem Vorteile im Bereich Öffentlichkeitsarbeit, da die Kooperation mit einer Schülergenossenschaft in der Regel das Interesse der lokalen Medien weckt. Zudem kann es die Arbeit im Wohnquartier weiter stärken.
Durch die Zusammenarbeit mit jungen Menschen kann sich auch der Blick auf die eigenen Stärken und Qualitäten der Arbeit im genossenschaftlichen Unternehmen verändern. Die unbefangene Fragen der Schüler, aber manchmal auch ihr Erstaunen über die Vielfalt der Leistungen für die Mitglieder lässt vieles, was in der täglichen Arbeit zur Routine geworden ist, in neuem Licht erscheinen. Und nicht zuletzt haben die Jugendlichen oft gute Ideen zu neuen gemeinsamen Projekten.

Last, not least bekommen Baugenossenschaften durch eine Kooperation auch Kontakte in die Schule. Bei dem Thema Nachwuchswerbung und der Suche nach Auszubildenden können diese helfen. Ebenso wichtig ist auch, dass eine Zusammenarbeit insgesamt ja der Verbreitung der genossenschaftlichen Idee dient.

Nur durch eine Präsenz der Wohnungsgenossenschaften wird die genossenschaftliche Idee Schülerinnen und Schülern aber noch nicht greifbar …  
Das stimmt. Für uns vom Genossenschaftsforum war der Ausgangpunkt unserer Aktivitäten das Internationale Jahr der Genossenschaften 2012. Damals wurde bereits deutlich, dass die Wertschätzung der genossenschaftlichen Form zwar wächst, das Wissen darüber aber insbesondere im schulischen und universitären Bereich wenig verbreitet ist. Wir haben daher unter anderem in Kooperation mit der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung (DKJS) ein Seminar erarbeitet, mit denen die Prinzipien des genossenschaftlichen Wirtschaftens bis hin zu ihrer Geschichte spielerisch erlernt werden können.

Was können Wohnungsbaugenossenschaften ganz konkret für Schülergenossenschaften leisten?
Das ist ein weites Feld: Generell geht es bei der Kooperation darum, den Schülern einen Einblick in das reale Leben einer Genossenschaft zu vermitteln. Wohnungsgenossenschaften können Schüler einladen, an Gremiensitzungen teilzunehmen oder sie bieten Unterstützung bei der Buchhaltung für die jährliche Prüfung beim Verband, wie in einer realen Genossenschaft. Darüber hinaus können sie Hilfestellung bei der Öffentlichkeitsarbeit anbieten, z.B. bei der Entwicklung und Produktion von Infoflyern oder einer Info-Stele. Ganz unmittelbar können sie als Auftraggeber wirken, indem sie die Produkte oder Dienstleistungen der Schülergenossenschaften beziehen.

Zu beachten ist, dass eine Schülergenossenschaft ein Lernprojekt ist und nicht mit anderen professionellen Anbietern konkurrieren darf.